Stellungnahme zum Artikel vom 23.08.2019, in der Freien Presse, Chemnitzer Zeitung

Die Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege hat das Wahlergebnis zur Neubesetzung des Jugendhilfeausschuss mit Bedauern zur Kenntnis genommen.


Zunächst ist richtig zu stellen, dass mit den Trägern Stadtmission Chemnitz e.V. und Caritasverband für Chemnitz und Umgebung e.V. zwei Mitglieder der Liga im neuen Jugendhilfeausschuss vertreten sind. Insofern ist die Liga mit zwei kirchlichen Vertretern berücksichtigt.
Die Spitzen- und Dachverbände haben im Vorfeld der Wahl eine gemeinsame Liste mit den angeschlossenen Organisationen abgestimmt. Diese Liste bildete die gesamte Bandbreite der Fachlichkeit der Jugendhilfe ab. Darüber hinaus war es für die Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege und dem Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit wichtig, mit der gemeinsamen Liste die konstante und erfolgreiche Arbeit fortzusetzen und Erfahrungen in die neue Legislaturperiode mitzunehmen.

 

Bei der gewählten Zusammensetzung des Jugendhilfeausschusses haben wir erhebliche Bedenken, dass diesem Ansinnen Rechnung getragen wird. Bisher wurde den Jugendverbänden eine besondere Rolle zugemessen, zu ihnen zählt das Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit. Durch die Nichtwahl eines Vertreters des Netzwerks ist eine Mehrheit der freien Träger von den Anliegen und Entscheidungen des Jugendhilfeausschusses abgeschnitten. Das Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit ist aus dem Stadtjugendring hervorgegangen. In keiner anderen Region Sachsens ist dieser Dachverband nicht im Jugendhilfeausschuss vertreten und wir bezweifeln, dass dies dem Anliegen des Gesetzgebers entspricht.

Ein Hauptaugenmerk des Jugendhilfeausschusses sind die Entwicklungen in den Hilfen zur Erziehung. Wir kritisieren, dass der Leistungsbereich der stationären Jugendhilfe nicht mehr in angemessener Weise vertreten ist. Zwar kann die Liga über ihre Vertreter fachliche Einschätzungen und Praxiserfahrungen einfließen lassen, durch das Ausscheiden der Vertreterin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, unter dessen Dach die Mehrzahl der gemeinnützigen Träger stationärer Hilfen organisiert ist, wird dieser Bereich zukünftig unzureichend berücksichtigt. Das ist insofern bedauerlich, weil für uns nun in Frage steht, wie Entscheidungen getroffen werden sollen, die die Interessen der betroffenen Kinder- und Jugendlichen, die Qualität der Arbeit der Träger sowie die Notwendigkeiten der Stadtverwaltung in ein ausgewogenes Verhältnis setzen. Wir haben große Bedenken, ob die Tragweite künftiger Entscheidungen überblickt werden kann.

 

Im Artikel wird darauf hingewiesen, dass es heute andere Probleme als vor zehn Jahren in der Jugendhilfe gibt. Dass sich Bedarfslagen ändern steht außer Frage. Dies ist jedoch ein Argument dafür, erfahrene Träger an diesem Gestaltungsprozess zu beteiligen und die gesamte Breite der Jugendhilfelandschaft einzubeziehen. Das ist aus Sicht der Liga im neuen Ausschuss nicht gegeben. Es sind Leistungsbereiche überrepräsentiert, die unproblematisch durch die Dachverbände vertreten werden könnten.

 

Die Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege schlägt eine Änderung der Satzung des Jugendamtes der Stadt Chemnitz vor: Dem Netzwerk und der Liga wird ein gemeinsamer, beratender Sitz im Jugendhilfeausschuss eingeräumt, um die Berücksichtigung der Jugend- und Wohlfahrtsverbände in einem Mindestmaß sicherzustellen.

 

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